Initiative neue Qualitär der Arbeit

Nachwuchskräfte durch Schulkooperationen

Die Firma Brasseler berichtet von ihren Kooperations-Erfahrungen mit der Realschule Lemgo

Wie haben Sie mit Ihrem Unternehmen eine Schulkooperation eingefädelt?
Die Ausbildungsleiter (B. Strate/ D. Reilard) des Unternehmens Brasseler sprachen sowohl die Berufswahlkoordinatorin der Realschule Lemgo, Frau Schonlau, als auch die damalige Rektorin Frau Webel an und unterbreiteten ihnen einen Vorschlag zur Kooperation mit unserem Unternehmen. Das traf bei der Schule spontan auf „Gegenliebe“. Bei einer kleinen Feierstunde unterzeichneten dann die Geschäftsleitung und die Schulleitung einen Kooperationsvertrag.

Schüler/innen in einer Werkstatt
Bild: Gebr. Brasseler

Worin besteht die Zusammenarbeit?
Es gibt einen Werkentag, an dem an verschiedenen Terminen die ganze Jahrgangsstufe 8 in die Ausbildungswerkstatt kommt und jeder ein Bügelschloss aus Metall anfertigt. Weiterhin werden Projekte mit dem Technikkurs oder anderen AGs durchgeführt, z.B. wurde zuletzt ein 3D-Drucker in der Ausbildungswerkstatt von Schülern und Azubis gebaut. Es kommen aber auch Sozialwissenschaftskurse oder Schüler/innen mit Schwerpunkt Sprache ins Unternehmen und verfolgen die Durchführung eines Fertigungsauftrags anhand einer Betriebsbesichtigung und lernen dabei kaufmännische und betriebswirtschaftliche Abläufe kennen.

Darüber hinaus sponsern wir auch Aktivitäten der Schule, spenden Materialien oder fertigen Unterrichtsmaterialien an. Springen also immer dort ein, wo es in der Schule fehlt oder keine Möglichkeiten gibt.

Bieten Sie Praktika an? Gehen Sie an die Schulen?
Praktika sind Standard, sowohl die schulisch verpflichtenden, als auch freiwillige Praktika. Es gibt in Lemgo Veranstaltungen, an denen auch die Realschule gemeinsam mit anderen Schulen teilnimmt, bei denen wir uns als Ausbildungsunternehmen präsentieren. Eine dieser Veranstaltungen ist der Berufeparcours. Dort stellen Unternehmen ihre Ausbildungsmöglichkeiten vor und geben den Schüler/innen die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden.

Was hat sich hinsichtlich der Gewinnung von Nachwuchskräften durch die Schulkooperation verändert?
Es gibt eine vermehrte Nachfrage nach Praktika und Ausbildungsstellen. Tendenziell fragen auch mehr Mädchen gewerblich-technische Ausbildungen oder Praktika nach.

Gibt es für den Bereich feste KoordinatorInnen/AnsprechpartnerInnen in mit Ihrem Unternehmen?
Ja, das wird von den Ausbildungsleitern für die technischen und die kaufmännischen Berufe übernommen.

Haben Sie eine schriftliche Vereinbarung mit der Schule? Was wird dort festgehalten?
Der Rahmen der Kooperation ist dort festgelegt. Z.B. wird beschrieben, dass es sich um eine Lernpartnerschaft handelt, die zu mehr Praxisbezug für die Schüler/innen führen soll und auch nachhaltig wirkt. Es sind auch Aktivitäten aufgezählt, die aber nur exemplarisch sind, da das Programm ausdrücklich im Sinne einer Verbesserung modifiziert werden soll. Zudem werden auch immer aktuelle Projekte gemeinsam gestaltet.

Was raten Sie anderen Unternehmen, wie sie eine Schulkooperation anschieben und in Gang halten?
Der persönliche Kontakt zur Schulleitung ist die wichtigste Bedingung, da damit alles weitere steht oder fällt. Wichtig sind Angebote des Unternehmens, die auch der Schule etwas bringen, z.B. im Rahmen der Berufswahlvorbereitung. Wenn eine Kooperation schon läuft, sind wieder die persönlichen Kontakte mit den Fachlehrern wichtig.

Werden Schüler/innen im Rahmen der Kooperation explizit angesprochen?
Nicht im Sinne einer frühen Rekrutierung. Das geschieht erst während Praktika. Allgemein versuchen wir eher, unser Unternehmen positiv zu präsentieren und Interesse an unseren Ausbildungsberufen zu wecken.

Feedback aus der Sicht der Schule

Was nimmt die Schule aus der Kooperation mit dem Unternehmen für sich mit?
Seit 2011 erkundet die Jahrgangsstufe 8 regelmäßig die Ausbildungswerkstatt des Unternehmens. Jeder Schüler und jede Schülerin fertigt dort ein Metallschloss, lernt unmittelbar grundlegende Arbeitsschritte der Metallverarbeitung kennen und erhält Einblick in den Tagesablauf eines Unternehmens. Einen Tag im Arbeitsleben eines Brasseler-Auszubildenden mitzuerleben, bedeutet den Übergang von Schule in den Beruf unmittelbar zu erfahren. Das ist uns wichtig. Diese Erfahrung ersetzt manche gut gemeinte Hochglanzbroschüre in Sachen Berufswahlvorbereitung und beantwortet Fragen, die sich aus unmittelbarer Anschauung viel leichter umsetzen lassen.

Die Schülerinnen können unmittelbar einschätzen, warum präzise geplant und gearbeitet werden muss, warum Lernen in der Schule der notwenige Zwischenschritt auf dem Weg in eine interessante berufliche Zukunft ist.

Gleichzeitig erhalten die begleitenden Lehrkräfte einen Eindruck, worauf es in der Welt der Wirtschaft ankommt, welche Kompetenzen von den Jugendlichen erwartet werden, was Schule schon liefert und zukünftig liefern sollte. Das Lernen am außerschulischen Lernort Ausbildungswerkstatt hilft Lehrkräften und Jugendlichen, sich im Lernraum Schule besser zu positionieren.

Im Wechselspiel von Lernraum Schule und Ausbildungswerkstatt lassen sich zugleich Projekte realisieren, die Schule allein nicht umsetzen kann. Sei es ein Bauteil, das in der Ausbildungswerkstatt gefertigt wird und den Bausatz 3D-Drucker der Schule optimiert. Sei es der Drucker selbst, der in Zusammenarbeit mit den Auszubildenden in einer Projektwoche in Teamarbeit entsteht. 

Was ist besonders gut und profitieren die Schüler davon?
Ein erster großer Vorteil der Kooperation ist, dass die Jugendlichen die Möglichkeit haben, am außerschulischen Lernort unter realen Bedingungen zu lernen. Damit erhalten sie einen Einblick in das, was nach Schule kommen kann.

Im unmittelbaren Lernen mit Auszubildenden, die altermäßig noch nicht so weit entfernt von der Lebenswelt der Schüler sind, fällt es einfacher, sich dem Übergang von Schule in den Beruf zu öffnen.

Indem ein Schüler in der Ausbildungswerkstatt ein Werkstück fertigt oder in einzelnen Abteilungen des Unternehmen den weiteren Gang eines Produkts bis zu seiner Vermarktung verfolgt, erschließt er sich die Welt der Wirtschaft und erhält Entscheidungshilfen für seine eigene Berufswahlentscheidung.

Gespannt schauen wir auf zukünftige Lerngruppen, die als reine Mädchen oder Jungengruppen die Ausbildungswerkstatt besuchen werden. Wir wollen erfahren, ob Mädchen bzw. Jungengruppen sich im beruflichen Feld unterschiedlich verhalten. Ein spannendes Projekt, das im Schuljahr 2015/16 umgesetzt werden soll.

Schülerinterviews zur Frage:  Was hat dir der Tag in der Ausbildungswerkstatt des Unternehmens Brasseler gebracht?

Katharina
Vorher wusste ich nicht, wie man dort arbeitet. Als wir erfahren haben, wir gehen zu Brasseler, habe ich nicht damit gerechnet, dass wir praktisch arbeiten werden. .. Und das Projekt Energiewirtschaft, das die Schule zusammen mit dem Unternehmen Brasseler eingerichtet hat, finde ich interessant. Da ich Französisch als Kursfach habe, kann ich jetzt parallel in einen ganz anderen Bereich, wie z.B. Technik hineinschnuppern. Vorher war das nicht möglich. Jetzt kann ich mir auch vorstellen, einen Beruf zu ergreifen, der mit Technik zu tun hat. Aber erst will ich mein Abitur machen, dann sehe ich weiter. 

Sarah
Ich habe Technik als mein Kursfach gewählt. Mich interessiert z.B. wie ein 3D-Drucker arbeitet. Als ich gehört habe, dass die Realschule zusammen mit Auszubildenden in der Werkstatt einen Drucker zusammengebaut haben, wollte ich das auch kennen lernen. Ich fand das klasse. Technik interessiert mich eben. Und als wir am Besuchstag durch das Unternehmen geführt wurden, fand ich am beeindruckendsten, dass man mit einem Knopfdruck so viel bewirken kann.

Tobias
Mir hat gefallen, mit den Azubis zu arbeiten. Wenn die erklären, sind die näher dran. Sind uns ähnlicher aufgrund des Alters. Durch den Rundgang lernt man den Arbeitsalltag kennen. Und mir hat die praktische Arbeit gefallen, weil man etwas ausprobieren konnte.

Christian
Man hat einen guten Einblick in ein Unternehmen bekommen. Auch mit Blick auf die Ausbildung. Man konnte sehen, wie das Unternehmen sich entwickelt hat. Am meisten hat mir das praktische Arbeiten gefallen.

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Kontakt

Bernd Strate
Leiter gewerbliche Ausbildung
Gebr. Brasseler GmbH & Co. KG
Trophagener Weg 25 • 32657 Lemgo

Telefon  +49 5261 701 385
Fax      +49 5261  701746
bstrate[at]brasseler.de
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