„Familienfreundlich – das sind wir“
„Familienfreundlich – das sind wir“, so ein Unternehmer aus dem Kreis Höxter. „Wir kümmern uns um unsere Mitarbeitenden und wenn es mal zu Hause „brennt“, geht die Familie natürlich vor.“
In vielen der kleinen und mittleren Unternehmen im Kreis Höxter wird die Verantwortung für Familie groß geschrieben. Familienfreundlichkeit ist in den Unternehmen ganz selbstverständlich Teil der Unternehmenskultur.
Und dass das Thema nicht nur Frauen angeht, sondern auch den Zimmerergesellen mit 32 Jahren Berufserfahrung, der seine betagte Mutter pflegt, hat sich längst herumgesprochen.
Zu familienorientierter Personalarbeit zählen u.a. Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, individuelle Teilzeitmodelle, Kontakthalte- und Qualifizierungsprogramme für einen reibungslosen Wiedereinstieg nach familienbedingten Auszeiten, Gesundheitsmanagement, Gratifikationen oder Unterstützungsmaßnahmen bei der Kinderbetreuung.
Auf Initiative der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH sowie der Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Höxter wurde das Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL, das Teil der Landesinitiative „Competentia NRW“ und bei der Ostwestfalen Lippe GmbH angesiedelt ist, mit der Umsetzung betraut. Im Jahr 2013 wurde das Siegel „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Höxter“ entwickelt. Bis heute sind 16 Unternehmen von 10 bis über 2000 Beschäftigten mit dem Siegel ausgezeichnet worden.
Personalverantwortliche aus den beteiligten Betrieben erläutern, dass Beschäftigte heute ihre Entscheidung für ein Unternehmen nicht allein nach der Höhe des Gehalts treffen: Zunehmend treten Faktoren wie das Arbeitsklima, Flexibilität im Umgang mit familiären Verpflichtungen oder günstige Bedingungen im Hinblick auf Wohnen, Kinderbetreuung oder Freizeitangebote in den Vordergrund.
Und da spielt das Siegel „Familienfreundliches Unternehmen im Kreis Höxter“ eine wichtige Rolle, um langfristig Personal zu halten, zu gewinnen und zu motivieren und als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Insbesondere im ländlichen Raum überlegen sich Unternehmen Strategien, um Fachkräfte an das eigene Unternehmen zu binden. Diese Strategien gilt es nach innen und außen zu kommunizieren, um die Vorzüge des Unternehmens in den Vordergrund zu stellen. Denn es ist nicht immer leicht, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Region zu holen.
Die Umsetzung von familienfreundlichen Maßnahmen zahlt sich aus: In familienfreundlichen Unternehmen sind die Fehlzeiten, die durch familiäre Verpflichtungen entstehen, nachweislich deutlich kürzer. Eltern und pflegende Beschäftigte arbeiten stressfreier, sind zufriedener und vor allem motivierter. Sie fühlen sich stärker mit dem Betrieb verbunden. Eine Unternehmerin sagt: „Die Mitarbeitenden, die wir unterstützen, sind dann diejenigen, auf die wir uns, wenn es drauf ankommt, am sichersten verlassen können. Da ist dann auch mal eine Samstagsschicht extra drin, wenn ein Auftrag fertig werden muss.“
Im Zertifizierungsprozess selbst geht es darum, an vorhandene erfolgreiche Traditionen oder bestehende positiv wahrgenommene Teile der Unternehmenskultur anzuknüpfen und diese kontinuierlich weiter auszubauen. Deshalb werden mit Unterstützung einer erfahrenen, unabhängigen Auditorin die vorhandenen Angebote und Leistungen geprüft und das familienfreundliche Entwicklungspotenzial eines Unternehmens analysiert. Im Beratungsgespräch vor Ort werden Optimierungsvorschläge bezüglich einer familienfreundlichen Unternehmensführung unterbreitet. Daneben treffen sich die beteiligten Unternehmen zu zwei bis drei kurzen gemeinsamen Workshops. Hier teilen sie ihre Erfahrungen und entwickeln Ideen; das spart Zeit und Kosten. Schließlich geht es um ein Konzept zum zielgerichteten Optimieren der Angebote und Leistungen und einer strukturellen Verankerung im Unternehmen für die Zukunft. So planen alle Beteiligten, für Elternzeitler und Elternzeitlerinnen konkrete Angebote zum Wiedereinstieg (Rückkehrprogramm).
Insgesamt fördert das Siegel unternehmerische Initiative zur Aufwertung des ländlichen Raumes. In Familien und Kinder zu investieren, bedeutet für eine Region, sich die Zukunft zu sichern. Funktionierende, leistungsfähige Familien bringen der Region, der Wirtschaft und der Gesellschaft langfristig gesehen Gewinn. Dieses Bewusstsein für eine familienfreundliche Entwicklung der Region ist wichtig – und ist im Kreis Höxter durchaus noch ausbaufähig.
Kontakt
Gabriele Hanke
wiss. Mitarbeiterin
Kompetenzzentrum Frau und Beruf OWL
OstWestfalenLippe GmbH
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g.hanke[at]ostwestfalen-lippe.de