Mentoring-Programme sensibilisieren Unternehmen für die Bedürfnisse junger Frauen
Was hat Sie dazu veranlasst, das Mentoring-Programm girls4it ins Leben zu rufen?
Ich selbst habe an einem CrossMentoring-Programm als Mentee teilgenommen und konnte aus diesem Mentoringprogramm großen Nutzen für mich ziehen, beispielsweise Unterstützung in der Frage, wie kann ich als junge Mutter die Teilzeitarbeit mit meiner Führungsposition vereinbaren? Der Mentoringfunke ist quasi übergesprungen und schon während des Programms habe ich darüber nachgedacht, wie man ein eigenes Mentoringprogramm entwickeln kann und für welche Zielgruppe. Zu dieser Zeit gab es ein Gespräch mit unserem Geschäftsführer Jörg Kesselmeier, der sich mehr Heterogenität in den Teams, vor allem in der Anwendungsentwicklung, wünschte. Leider erreichten uns nahezu keine Bewerbungen weiblicher Kandidaten, so dass ich hier den Handlungsbedarf sah. Schnell war ein kleines Mentoringprogramm für Connext gestrickt und schon innerhalb von 6 Wochen konnte es mit einer Mentee und einer Mentorin starten. Allerdings wurde mir rasch klar, dass ein Mentoringprogramm weitaus produktiver ist, wenn auch ein Austausch unter mehreren Mentees und Mentorinnen stattfinden kann.
Ich nutzte also meine Funktion als Sprecherin der Initiative "Paderborn ist Informatik" und stellte der Initiative ein Konzept für ein Verbundmentoringprojekt vor. Da auch andere Unternehmen das Problem einer viel zu geringen weiblichen Bewerberzahl teilen, waren schnell weitere Unternehmen dabei. Ein kleines Projektteam plante dann ca. 1 Jahr das neue Mentoringprogramm mit dem Namen girls4IT, das am 1.7.2014 mit dem ersten Jahrgang startete.
Mit welchen Schwierigkeiten hatten sie zu tun? Und wie haben Sie sie gemeistert?
Eine große Herausforderung war, genug Schülerinnen für das Programm zu finden. Um sie anzusprechen, sind intensive Schulkontakte wichtig. Man sollte so ein Programm persönlich in den Schulen vorstellen, wobei es besonders wichtig ist, die Eltern zu erreichen, zum Beispiel bei Elternabenden. Eltern lassen sich übrigens auch sehr gut über Artikel in Regionalzeitungen ansprechen!
Eine weitere Schwierigkeit war die Suche nach Mentorinnen. Da es ja wenige Frauen in den teilnehmenden Unternehmen gibt und die vorhandenen sich nicht sicher genug fühlten, eine Mentorinnenrolle einzunehmen, waren viele Gespräche nötig, um diese Ängste abzubauen. Wir haben ihnen zum Beispiel klar gemacht, dass Mentoring ja nicht hauptsächlich Wissenstransfer bedeutet, sondern dass es eher um die Vermittlung von Erfahrungen geht.
Welche Herausforderungen gab es außerdem?
Ein buntes Begleitprogramm mit Workshops und Unternehmungen zusammen zu stellen, ohne Kosten zu verursachen :-). Ansonsten war bei mir die größte Schwierigkeit, dass ich das Projekt als Projektleiterin sehr zeitintensiv neben meiner Haupttätigkeit (in Teilzeit) und gleichzeitiger Kinderbetreuung ehrenamtlich stemmen „musste“. Ich hatte am Anfang die Zeit, die ich dafür aufbringen musste, unterschätzt, daher rate ich allen, die so etwas ins Leben rufen, inhaltlich voll dahinter zu stehen, sonst kann es schnell scheitern...
Was hat ein Unternehmen, das so ein Mentoring-Programm zur Akquise neuer Nachwuchskräfte auflegt, davon?
Eine Menge! Es bekommt frühzeitig Kontakt zu potenziellen Azubis und Mitarbeiterinnen. Junge Frauen kann man mit solchen Programmen hervorragend auf eine berufliche Perspektive im IT-Bereich aufmerksam machen. Im besten Fall erreicht man eine Steigerung der Bewerberzahlen :-). Aber auch für die teilnehmenden Mitarbeiterinnen, die Mentorinnen, haben solche Programme positive Auswirkungen, denn sie erfahren viel mehr Wertschätzung für ihre Arbeit und haben auch die Möglichkeit sich im Netzwerk der Mentorinnen auszutauschen.
Würden Sie sagen, dass Mentoring-Programme auch einen Einfluss haben auf die Unternehmenskultur?
Ja unbedingt, denn Mentoring-Programme sensibilisieren Unternehmen für die Bedürfnisse junger Frauen!
Welchen Rat geben Sie Firmen, die sich an Mentoring-Programme heranwagen?
Anregungen von außen und zum Beispiel Umfragen unter den Beteiligten machen, um sich immer weiter zu verbessern. Außerdem ist es gut, mehrere Personen in die Programmdurchführung einzubinden und genug Zeit einzuplanen. Sehr wichtig ist es auch, die Mentees und Mentorinnen ausführlich zu briefen, sonst kommt es zu unnötigen Missverständnissen und Nachfragen. Last but not least sollten Unternehmen viele Praxiseinblicke ermöglichen, damit bei den Mentees ein möglichst umfassendes Bild der vorgestellten Berufe entstehen kann.
Vielen Dank für das Interview!
Kontakt
Christina Zweigle
Personalleiterin
Connext Communication GmbH
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